Wir befinden uns mitten in der Speyside, dem Whisky-Hot-Spot Schottlands: Dufftown. The World Capital of Whisky – so wird man am Ortseingang empfangen. Etwas großspurig für so ein kleines unscheinbares Dörfchen?! Weit gefehlt, wenn man sich die dort ansässigen Whisky-Destillerien anschaut: Glenfiddich, Balvenie, Mortlach, Glendullan, Dufftown und Kinvinie. Zählt man dann noch die ehemaligen Brennereien wie Parkmore, Covalmore und Pittyvaich dazu, dann versteht man, woher der Zusatz am Ortseingang rührt. Und bereits Ende des 19. Jahrhundert entstand der Ausdruck: „Rome was built on seven hills, Dufftown stands on seven stills.“
Man kann nicht alle Brennereien vor Ort besuchen. Lediglich Glenfiddich hat ein reguläres Visitor Center und bietet Touren an. Entgegen einiger Unkenrufe, die die Brennerei als völlig touristisch überlaufen beschreiben, fand ich es ganz entspannt und lohnenswert. The Balvenie direkt nebenan kann nur mit vorherigen Anmeldung – Monate im Voraus ist zu empfehlen – besucht werden.
Absolut empfehlenswert sind jedoch die Führungen von Speyside Tours. Michelle Myron führt »Connoisseurs Tour with Local Food Pairings« charmant, lustig und informativ durch die Stadt – sozusagen von Destillerie zu Destillerie. Und das ist alles andere als ein trockenes Vergnügen. An jeder Station werden meist zwei Whiskys – eine Standardabfüllung und eine Abfüllung eines unabhängigen Abfüllers – verkostet.
Dazu wird selbstgebackenes Gebäck, Schokoladen oder ein Lachssandwich serviert – je nachdem, was gut zum Whisky passt. Nach der Hälfte der Tour verschwand Michelle dann mal kurz in einem Garten und wir waren verwundert, was jetzt kommt. Uns anlächelnd sagte sie dann, dass dies das Haus von Freunden sei und dort die zweite Hälfte der Whiskys und Snacks zwischen gelagert sei. Sie hat dort ihr »geheimes« Zwischenlager. Und weiter ging es bis in den Abend hinein.
Mein Höhepunkt war der 27jährige Convalmore – Lost Distillery – zum Ende der Tour. Dazu konnten wir Dank Michelle zumindest aufs Gelände von Destillerien, die gar nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Und die Auswahl der Whiskys war der Hammer. Am Ende der Tour hatten wir – glaube ich – 16 Whiskys verkostet. Auf jeden Fall war schon die Dunkelheit hereingebrochen. Aber auch hier überraschte uns Michelle noch einmal: Sie fuhr uns mit ihren Bus nach Dufftown zurück.
Wer dann noch nicht genug hat, kann in die Stuart Arms Bar oder ins Seven Stills zum Essen und für weitere Drams einkehren.
Dufftown ist absolut eine Reise wert und von hier aus kann man auch noch viele weitere Brennereien besuchen.