Auf eine Reise zu den Weinen von Werther-Windisch

Noch gelten die Weine als Geheimtipp, aber auf Grund der hervorragenden Qualität, die immer mehr Leute zu schätzen wissen, wird dies nicht mehr lange so bleiben. Ich rede über die Weine des Weingut Werther-Windisch.

Maßgebich für diesen Qualitätsschub ist Jens Windisch. 2006 startete er seine Ausbildung mit Stationen in Neuseeland (Johner Estate), Deutschland (DLR Oppenheim, Weingut Gröhl/Weinolsheim, Weingut Wagner-Stempel/Siefersheim) und absolviert derzeit sein Studium in Geisenheim.

In den Mommenheimer, Harxheimer und Selzener Weinbergen wachsen bei Werther-Windisch zu 90% weiße Rebsorten. Der Silvaner als Hauptanteil wird schon seit Generationen im Betrieb gepflegt und Jens führt dies mit großem Enthusiasmus weiter. Er zeigt mit seinen Silvaner, gleich ob Gutswein, Ortswein oder Lagenwein, dass die Rebsorte zu Großem fähig ist, sofern man sie in die richtigen Hände gibt. Weißburgunder und Riesling sowie Gewürztraminer runden die derzeitige Weißweinpalette ab. Gerade 10% sind rote Rebsorten, Portugieser und Spätburgunder.
Da die Parzellen recht stark verteitl sind, hat Jens Windisch seine Ortsweine under dem Längengrad 8°14' E zusammengefasst.

Dass hier zu einem hervorragenden Preis-Genuss-Verhältnis tolle Weine zu finden sind spricht sich eben auch herum, so dass das Weingut nun im Gault Millau mit der ersten Traube ausgezeichnet. Wir haben Jens im Sommer im Weingut besucht und hatten alle Mühe uns zu entscheiden welche Weine wir für unser Sortiment auszuwählen. Denn alle sind aromatisch und sorgen für ein großes Trinkvergnügen.

Beim Weißburgunder haben wir uns für den Guts und den Ortswein entschieden.
Selbst 2011 hat der Weißburgunder geschmeidige 12 % Alkohol und ist ein leichter Essensbegleiter für Terrinen und gedünsteten Fisch. Die Zitrus-Aromen, feine Säure und etwas Restsüße schaffen einen leichten Weingenuss.
Der Ortswein reifte im großen Halbstückfass und ist geprägt von mehr Schmelz, etwas kräftiger und kann es somit mit dunkleren Soßen aufnehmen. Reife, gelbe Früchte im Geruch, während im Mund leichte xotische Früchte dominieren. Dazu ganz dezente Holzaromen, eine große Dichte und Länge mit einer Prise salziger Mineralität.

Der Basis-Riesling hat viele Fruchtaromen von Zitrus und Litschi, frische Säure lassen ihn gut mit Geflügelgerichten harmonisieren, während sein größerer Bruder mit teilweiser Spontanvergärung anspruchsvoller ist. Für die einen vielleicht bereits ein Freak-Wein, für die anderen ein Wein, der einen über ein Abend begleitet und sich nach und nach entfaltet. Reife Frucht gepaart mit Kräuteraromen, machen einen vibrirenden und gehaltvollen Riesling mit guter Länge und gehaltvoller Minerlaik.

Zusätzlich haben wir uns für den Silvaner Ortswein entschieden. Zunächst etwas erdig und hefige Aromen, dann aber auch reife gelbe Früchte, im Mund mit kräftiger Mineralität, dicht und verspielt in den Aromen zu gleich und eine wunderbare Länge. Ein Wein von dem man nicht genug bekommen kann.

Auch für das Desssert oder die Käseplatte bietet das Weingut einen wohlschmeckenden Begleiter: Gewürztraminer Auslese
Hoch konzentrierte, reife Frucht, Rosenduft, Honig in der Nase und im Mund sehr cremig, exotische Früchte wie Ananas. Trotzdem nicht überladen und über süß, sondern eine frische Säure sorgt für eine tolle Balance.

Als Soundtrack für die Weine empfehle ich diesesmal die groovigen Neonschwarz mit »On a Journey« und im Video taucht auch kurz eine Flasche Wein auf:

 

Funky Fire mit Tobias Knewitz

Vor zwei Wochen besuchten wir an einem Sonntag Morgen Tobias Knewitz vom Weingut Knewitz in Appenheim. Nach dem wir vorab zehn seiner Weine probieren konnten, waren wir im Grunde fast von jedem angetan waren. Schwierig war dann jedoch die Entscheidung, welche Weine wir gerne bei den Verkostungen vorstellen wollen. Da aber vom 2010er Jahrgang bereits viele gar nicht mehr erhältlich sind, wurde uns die Wahl etwas erleichtert. Unsere Wahl fiel zunächst auf drei Weine, den Chardonnay Gutswein, den Riesling Kalkstein und der Appenheimer Silvaner. Leider, leider war unser großer Favorit der Weißburgunder Kalkstein schon komplett ausgetrunken, hier müssen wir auf den neuen Jahrgang warten.

Bevor die Weine in unserem Kofferraum verschwanden und nun im Verkostungsraum stehen, führte uns Tobias noch durch das Weingut und in den Keller. Anschließend probierten wir noch einige aktuellen Fassproben des Jahrgangs 2011. Was da im neuen Jahrgang auf uns zu kommt, ist jetzt schon absehbar: eigenständige und charaktervolle Weine!

Bei Tobias kommen auch viele Weißweine in Holzfässer und 80 % der Weine sind spontan vergoren. Die reichhaltigen Kalkstein-Lagen um Appenheim geben den Weinen eine besondere mineralische Note.

Riesling Kalkstein 2010
In der Nase findet man würzigen Pfirsich und eine Spur Anis im Mund dann einen wunderbar fein-körnige Mineralität, weiches Mundgefühl. Ein Wein mit Wiedererkennungswert.

Weißburgunder Kalkstein 2010
Im Bucket hat man zunächst buttrig Aromen und wird an nasse Steine und Moos erinnert, dahinter folgt eine süße Frucht. Im Mund dann einfach nur wow! Schmelzig, würzig, und etwas Brioche, tolle Balance von Fruchtsüße und Mineralität.

Silvaner Appenheimer 2010
Die Aromen im Glas erinnern an Honig bzw. Honigmelone, Birne und Apfel. Beim Trinken kommt dann eine sandig anmutende Mineralität, etwas weißer Pfeffer und im Abgang Marzipan-Anklänge. Ein saftiger Silvaner mit einer Portion Schmelz im Mund. 

Chardonnay 2010
Der Gutswein-Chardonnay bietet viel Trinkspaß zu einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis. Der erste Eindruck, Kräuter, Minze und etwas nasse Steine ummantelt von einer feinen Fruchtsüße. Im Mund dann reife, saftige Birne.

Auf Knewitz sind wir durch die Empfehlung des Gault & Millau aufmerksam geworden, der bereits 2011, dem Weingut eine Traube verliehen hat:
»Dies ist der nächste Aufsteiger aus Appenheim, der bei Philipp Kuhn und Philipp Wittmann gelernt hat. Seine Silvaner sind mineralisch, komplex, geschliffen und zeigen bereits in der Basis eine pikante Würze.«

Und im Gespräch spürt man so richtig die Leidenschaft, das Feuer, mit dem der erst 21jährige über seine Weine und über seine Ziele spricht. Und sein Ziel ist nichts geringeres als an die Spitze der Weinerzeuger in Rheinhessen aufzusteigen. Das was wir bisher probiert haben hat uns gezeigt, dass die Basis hierfür schon ausgezeichnet ist.

Ein Jungwinzer der für seine Weine brennt und dazu ein feuriger Song von »The Aggrolites«: Funky, lebendig, feurig, aber auch mit einer »mineralischen« Stimme.