Mit insgesamt sieben Weinen konnten wir bei unseren Gästen die letzten Zweifel über die Qualität von Rotweinen aus Deutschland beseitigen. Die Bandbeite der verkosteten Weine reichte von »Exoten« wie dem Tempranillo vom Weingut Metzger, über reinsortige Weine aus klassischen Rebsorten aus den deutschen Weinbaugebieten bis hin zu Cuvées aus solchen Reben oder aus internationalen Reben und Rebneuzüchtungen wie Cabernet Dorsa.
Unterhaltsam, informativ und genussvoll begleiteten wir unsere Gäste durch den Abend.
Den Beginn machte ein Wein, den man vermutlich gar nicht bei einer Verkostung mit diesem Thema erwartet hätte. Ein reinsortiger Tempranillo 2009 aus der Pfalz vom Weingut Metzger aus Grünstadt. Was die Hauptrebe der Rioja-Weine ist, wird hier sortenrein vinifiziert. In der Nase erwartete uns Trockenobst, gedörrte Pflaume und Waldfrüchte, im Mund dann wieder diese Fruchtaromen, feine Holztöne und dezente Noten von Leder. In einer Blindverkostung würde man ihn sicherlich nicht auf Anbieb als Wein aus Deutschland identifizieren.
Als Kontrast dazu schenkten wir den Krieger von Daniel Aßmuth aus Bad Dürkheim aus. Hinter dem Schriftzug Krieger – im Graffiti-Design – steckt ein 100 prozentiger Portugieser. Eine Rebsorte deren Ruf durch einfache Schoppenweine etwas gelitten hat. Dass es aber nicht an der Rebsorte liegt, sondern an dem was die Winzer daraus machen, beweist dieser hervorragende Wein. Alles andere als dünn und leer, kommt er mit feinen Holunder-Noten, Wacholder, Rauch und dem Geruch nasser Steine. Im Mund entfaltet sich dann das ausgewogene Spiel der Aromen von Holunder und Waldunterboden, gepaart mit einem gut ausbalancierten Verhältnis von Fruchtsüße und Säure.
Der dritte Wein kam von Phillip Heinz, ebenfalls aus der Pfalz. Vor kurzem haben wir die Männermischung, sein Rotwein-Cuvée aus Portugieser und Dornfelder, erst bei ihm abgeholt. Und mit seinen außergewöhnlichen Sauerkirsch-Noten in Kombination mit Veilchen und Lakritz fand er am Abend gleich Freunde.
Nach der Pause und dem Käse-Buffet, eröffnete der Spätburgunder Orlenberg 2009 vom Weingut Hinterbichler die zweite Runde. In der Nase kommt der gereifte Spätburgunder meine dunkler Frucht, Vanille und ein wenig Lakritz, im Wund verströmt er direkt dichte Wärme.
Nach den ersten vier Pfälzer Weinen begaben wir uns dann in die Region Rheinhessen. Den Anfang macht das kleine Weingut Franz aus Appenheim mit seinem Cuvée aus Frühburgunder und Dornfelder. Es nennt sich Trois Deux, da zwei Weine in drei Fässern reiften. Im Glas wird man empfangen von spannenden Aromen wie Speck, Rauch und schwarzem Pfeffer, die viel dunkle Frucht begleiten. Im Geschmack findet man Veilchen, Nelken und Cassis, dazu kräftige aber herrlich eingebundene Holzaromen.
Für »internationalen Flair« sorgte der Wein der Vinovation Worms, Quintessenz. Vier Winzer aus Worms haben sich zu dieser Koopration zusammengeschlossen, um den Wormser Wein überregional bekannter zu machen. In diesem Cuvée sind in erster Linie Cabrnet Sauvignon und Merlot vereint, je nach Jahrgang kommen etwas Cabernet Mitos, Syrah oder Regent mit hinzu. Neben dunklen Früchten wie Holunder und Brombeere findet man feine Röstaromen, Zimt und Pflaume im Bouquet, im Mund ist er saftig und einnehmend in Kombination mit feinen Holzaromen.
Neben diesen sechs angekündigten Weinen, gab es am Ende für die Gäste noch als Überraschung einen Wein, den wir erst wenige Tage zu vor vom Weinhof Dietrich bekamen. Dem Fortis, einem Cuvée aus Cabernet Dorsa und Merlot. Ein Schluck dieses Weins füllt den Mund voll aus und im Glas strömen einem Brombeere, Cassis, aber auch etwas Bitterorange und der Geruch von Traubenkernen entgegen.
Im Herbst/Winter werden wir sicherlich eine ähnliche Verkostung mit neuen Rotweinen aus deutschen Weinbaugebieten anbieten. Denn noch längst sind nicht alle überzeugt, dass gute Rotweine nicht notwendigerweise aus Spanien, Italien, Frankreich oder Übersee stammen müssen. Bis dahin gibt es alle Weine auch in unserem Verkostungsraum, geöffnet donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr.
Dazu der Spruch an der Wand der weinstube: »Wir Chaoten haben eine lange Tradition«