Wer mich kennt, weiß, dass ich bei Whisky aus Deutschland mehr als skeptisch bin. Für mich spürt man bei vielen Whiskys aus Deutschland, dass sie entweder zu jung sind, eben nicht au Pot Stills stammen oder zu viel mit frische Holz für das junge Alter gearbeitet wird also irgendwie nicht wirklich rund sind. Und das oft zu einem viel zu hohen Preis. Dass es anders geht beweisen eigentlich seit Jahren Brennereien ausserhalb Schottlands wie Armorik, Rozelieures oder auch Mackmyra.
Doch jetzt hatte ich den ersten »Whisky« aus Deutschland im Glas, der mich aufhorchen ließ. Genau genommen noch kein Whisky, da der Spirit erst 27 Monate reifen konnte. Aber mir ging es so ähnlich wie bei Kilchoman, als ich die ersten Spirits probierte und dachte, da kommt was großes auf uns zu.
Das kommt natürlich nicht von ungefähr. Den im bayrischen Rübenau, unweit von Miltenberg hat man keine Obstbrennblasen umfunktioniert, sondern sich Pot Still Brennblasen aus Schottland bauen lassen, ebenso die Maischebottische sind aus der Speyside. Eine Destillerie ganz nach schottischem Vorbild. Hier hat man sich Master Distiller David F. Hynes aus Irland zur Unterstützung des Teams vor Ort mit ins Boot geholt.
Doch was hatte ich genau im Glas?
St. Kilian Batch 5, 27 Monate in ex-Amarone-Fässern gereift, 50 Vol. %, limitiert auf 4.900 Flaschen, 350 ML
Im Glas strömen einem Aromen von reifen Pflaumen aber auch Nuss- und Marzipanaromen entgegen, dazu trotzdem frische Noten und im Hintergrund das Holz. Klar hat so ein Spirit noch nicht die Ganze Komplexität wie ein 10 oder 12 Jahre lang gereifter Whisky, aber das was ich da im Glas hatte schmeckt halt nach Whisky, wie man ihn aus Schottland kennt, und nicht wie ein fruchtiger Malzbrand. Ich war begeistert und ihr vielleicht auch demnächst. Vom Batch 4, einem rauchigen Spirit bekommen wir auch noch ein paar Flaschen.
»Die speziellen Eichenholzfässer haben wir von Claudio Lenotti erhalten, dem wir freundschaftlich verbunden sind. Das bekannte Weingut seiner Familie produziert in Norditalien seit mehr als 100 Jahren herausragende Weine – unter anderem den bekannten Amarone. Das Besondere bei dieser Weinsorte: Nach der Lese werden die Trauben mehrere Monate lang getrocknet, verlieren so bis zur Hälfte ihres Gewichtes und entwickeln daher eine unglaubliche Zucker- und Geschmackskonzentration. Kein Wunder, dass Amarone zu den besten Weinen Italiens zählt. Deren besonderes Aroma haben wir uns durch die intensive Fassreifung für unseren Spirit of St. Kilian zunutze gemacht.«