Weingut Hinterbichler – Ein Pfälzer mit Worzle

Vor einigen Wochen bekam ich unverhofft einen Anruf. Ein junger Mann mit symphatischem Pfälzer Dialekt rief an und fragte ob wir Interesse an Weinen eines jungen Winzers und Querkopf hätten. Da er demnächst in der Nähe wäre, würde er uns gerne einige Flaschen zur Probe vorbeibringen. Zwei Tage später saß ich mit Markus Hinterbichler in unserem kleinen Verkostungsraum und er stellte mir sechs Tropfen seines Weingutes vor.

Hinterbichler? Pfalz? Das hört sich doch eher nach Österreich an. Dieser Eindruck wird durch das Rot-Weiß-Rote Emblem auf dem Flaschenetikett noch verstärkt. Doch Markus ist waschechter Pfälzer, die österreichischen Wurzeln kommen vom Vater Sylvester, der aus Oberösterreich stammt und den es 1980 der Liebe wegen in Pfalz verschlug. Das Emblem ist übrigens auch eine Anlehnung an die Begrenzungsposten des Weinbergs, wie man sie oben auf dem Foto sieht

Die Weine
Doch nun mal zu den Weinen. Markus brachte uns je eine Flasche ihres Riesling, Chardonnay, Grauburgunder, Sauvignon Blanc, Weißburgunder und des Cuvée Stoana (Steine). Alle aus dem Jahrgang 2010. Zielsetzung in der Vinifizierung ist es, laut Markus, dass die reinsortigen Weine so schmecken wie die Trauben, dass also die eigentliche Frucht möglichst authentisch eingefangen wird. Ihre Philosophie formulieren Vater und Sohn kurz und knapp mit:
»Natürlich arbeiten wir möglichst qualitätsorientiert im Weinberg, gehen keine Kompromisse ein. Dort legen wir den Grundstock für unsere Weine, die im Keller möglichst schonend zu ihrer Reife finden.«

Bei der Verkostung begannen wir jedoch zunächst mit dem Stoana, einem Cuvée aus Chardonnay und den beiden bouquetstarken Scheurebe und Bacchus. Heraus kommt ein fruchtiger (Grapefruit, Melone, Zitrus) aromatischer Sommerwein, nichts spektakuläres, aber macht einfach Spaß.

Uns hat vor allem jedoch der Grauburgunder begeistert. Für kleines Geld – um die 6 Euro – bekommt man ein würzigen Grauburgunder, der ein hervorragendes Mundgefühl mit ordentlicher Textur mitbringt. Grauburgunder und Stoana sind dann auch bei uns im Verkostungsraum gelandet. Die anderen Weine waren auch spannend, jedoch mussten wir uns zunächst für zwei Weine entscheiden.

Der Sauvignon Blanc ist sicherlich als herausstechend zu bezeichnen, aber vielleicht nicht unbedingt massentauglich. In der Nase findet man viel frisches Gras, Salatkräuter und grüne Paprika, dazu eine spritzige Säure und Johannisbeere. Der Weißburgunder ist ein sehr eleganter Vertreter, der Riesling mit einer schönen Ausgelichenheit und der Chardonnay kommt mit einer Melange aus warmem Brot, etwas Honig und Blüten. Alle Weine bieten ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Spannend sehen wir den Planungen entgegen typische Rebsorten aus Österreich in der Pfalz anzusiedeln und zu vinifizieren.

La Brass Banda an Grauburgunder vom Weingut Hinterbichler
Und zu guter letzt, welche Musik passt zu solchen Winzern und ihren Weinen? Sie sind modern und trotzdem bodenständig und verwachsen mit der Region. Aktuell spiegelt für mich diese Kombination von Tradition und Moderne am besten, die aus Übersee am Chiemsee stammende Kombo La Brass Banda wieder. Sie singen in bayerischem Dialekt, spielen Blasmusik und sind erfrischend, lebendig und nach vorne gerichtet. Darum vom Auftritt im Zirkus Krone in München »Bauersbua« als Empfehlung zum Grauburgunder vom Weingut Hinterbichler.