»Die Teufelsfrucht« – ein weiterer kulinarischer Krimi

»Die Teufelsfrucht« ist ein kulinarsicher Krimi, der sich im Spannungsfeld von regionaler Küche, Sternegastronomie und Lebenmittelkonzerne mit ihren künstlichen Aromen bewegt. Die Hauptperson Xavier Kieffer ist Koch in Luxemburg und hat der Sterne-Küche den Rücken gekehrt, um sich der regionalen Küche zu widmen. In der Luxemburger Unterstadt besitzt er ein kleines Restaurant, wo er seinen Gästen Huesenziwwi, Bouneschlupp und Rieslingpaschtéit serviert. Als ein Restaurant-Kritiker in seinem Restaurant plötzlich stirbt wird er in einen Strudel unvorhersehbarer Ereignisse gezogen.

Die luxemburgische Köchin Lea Linster bringt es gut aus den Punkt: »Dieser Krimi liest sich, wie man eine gute Bouneschlupp schlürft: am liebsten alles auf einmal.« Das Buch ist sehr gut geschrieben und man lässt nur ungern los, zumindest die ersten Zweidrittel des Buches. Am Ende wird mir persönlich der Plott etwas zu haarsträubend und diese Action-Einlagen hat die Geschichte gar nicht nötig.

Sehr symathisch sind mir die Einsprengsel letzeburgischer Gerichte und Kraftausdrücke, ebenso die »Nebenrollen« wie der finnische EU-Mitarbeter, der gerne Moselweine und Obstbrände vertilgt und die junge Chefin des Restaurant-Führers, die auf ihrem Rennrad durch Paris fährt und das Surfen liebt. Würde mich freuen noch weitere Abenteuer von Xavier Kieffer zu verfolgen.

Eine kleine Kostprobe bietet die Livestream-Lesung mit Autor Tom Hillenbrand, der, wie ich finde, ein besserer Schreiber wie Vorleser ist. Ebenso das Interview mit Hillenbrand, welches auf der Website des verlages zu lesen ist.

Bildquelle Luxemburg: Streppel

»Die letzte Reifung« – ein kulinarischer Krimi

Krimis rund um Wein und Kulinarik scheinen gerade aus dem Boden zu sprießen bzw. werden aktuell offensiv vermarktet. Im Zuge der Kochshows, TV-Köche und Kochbücher-Schwemme lassen sich nun Geheimtipps oder aber auch bisherigen Ladenhüter vermarkten. Dabei kommt auch viel mittelmäßiges ans Tageslicht. Aber nicht so dieser schöne Käse-Krimi.

»Die letzte Reifung« von Carsten Sebastian Henn ist recht neu. Die Geschichte spielt im Burgund und Adalbert Bietigheim, Professor für Kulinaristik, stößt auf seiner Tour de Fromage auf eine Mordserie an französischen Käsern. Der Verdächtigen gibt es viele und die Auflösung kommt wirklich überraschend und ist somit schon ein Stück gelungener Krimi, wenn der Leser bis kurz vor dem Ende im Unklaren bleibt.

Kulinarisch geht es um ganz viel französischen Käse, aber auch Wein und französisches Essen wie Coq au Vin oder Bœuf Bourginon. Neben dem kauzigen Professor samt Hund Benno von Saber gibt es noch weitere Figuren, die die Hauptperson wie ich finde perfekt ergänzen. Ohne Pit, den taxifahrenden Rocker aus Hamburg, wäre mir die Person des Professors etwas zu nervig. Die Figur des Professors vereint nämlich eine gewisse Gourmet-Überheblichkeit, mit professoraler Verwirrtheit und hanseatischem Snobismus. Der riesige Portionen Fleisch verschlingende und etwas grobschlächtige Rocker ist ein unterhaltsamer sympathischer Kontrast und mein eigentlicher »Held«.

Am besten liest man das Buch bei einem schönen Glas Wein und reichlich Käse im Sessel, denn dieses Buch macht Appetit, ist spannend, humorvoll und eine Liebeserklärung an richtig guten Käse abseits von Analogschrott und Industrieware. LESEN!

ISBN: 9783866122529 erschienen im Pendo Verlag

P.S. Der nächste Roman ist bereits in Arbeit und wird in England spielen. Dabei soll es u.a. um Portwein, Stilton-Käse und Tee gehen. Ich hoffe, dass mein »Freund« Pit auch wieder einen Platz im neuen Roman bekommt