Rheinhessischer Geheimtipp: Weingut Brandt

Vor ein paar Wochen besuchte mich Markus Brandt mit seinen Weinen aus dem Jahrgang 2011. Sein »erster« Jahrgang, zumindest der erste für die eigene Vermarktung. Das Weingut mit 12 Hektar liegt in rheinhessischen Heßloch und damit in guter Gesellschaft von Winzern wie David Spies oder dem Weingut Wernersbach. Markus stellte mir beim Besuch drei seiner Gutsweine sowie drei Lagenweine vor.

Der Riesling überzeugt durch milde Säure und ein angenehme Mundgefühl, von der Frucht schon eher untypisch für einen Riesling. Die trockene Scheurebe hebt sich durch würzige Noten, die teilweise in Richtung Tabak, Kräuter und Unterholz gehen, von den allzu parfümiert wirkenden Vertretern positiv ab. Im Mund eine kräftige mineralische Note. Kurz nach dem öffnen wirkt er noch etwas alkoholisch.

Der Weißburgunder war dann eine richtige Wucht, ein Maul voll Wein. Nicht so sehr mit einem betonten Schmelz, aber mit einer angenehmen Mundfülle, einer nicht aufdringliche Süße nach Birnen. In der Nase kommt eine Brise bunter Pfeffer hinzu. Wir haben gleich eine Bestelung dafür aufgegeben und mittlerweile ist er bereits bei uns im Verkauf angekommen.

Die beiden Riesling-Weine stammen von der Lage Hesslocher Mondschein und Bechtheimer Hasensprung. Vom Mondschein bekamen wir zum Vergleich die Jahrgänge 2010 und 2011. Während der 2010er eine völlig untypische Riesling-Nase hat, findet man beim 2011er die typischen Apfelnoten. Beide bekommen ihre aromatische Tiefe mit den salzig-mineralischen Komponenten in Geruch und Geschmack. Der 2011er hat dazu noch feine pfeffrige Noten.

Der Riesling vom Hasensprung ist eher erdig statt salzig, hat ein extrem dichtest Mundgefühl und ist lang am Gaumen. Beide Lagenweine sind hervorragend und nun bei den Genussverstärkern im Laden erhältlich.

Noch sagt der Namen Brandt den meisten, selbst eingefleischten Weinfreaks, nichts, aber ich denke, dass sich dies bald ändern wird. Markus’ Weine aus dem Jahr 2011 zeigen schon das richtige Potenzial!

Als Trinksound empfehle ich The Aggrolites, mineralische Stimme und cooler Sound.

 

 

Eindrücke von »Wein am Main 2012«

Die diesjährige Messe »Wein am Main« musste wegen Renovierung des Bockenheimer Depots auf den Campus der Universität ins Westens umziehen und verlor für mich alleine von den äußeren Bedingungen bereits an Charme. Der kalte und mächtige wirkende Bau der ehemaligen IG Farben-Zentrale passt einfach nicht zum Weingenuss. Für mich schwingt zudem noch zu viel von der verbrecherischen Nazi-Vergangenheit der IG Farben mit.

Die anwesenden Weingüter stammten überwiegend aus Rheinhessen, nur einzelne aus der Pfalz, Rheingau oder Württemberg, sowie einige Vertreter internationaler Weine sowie Weinhandlungen.

Zu Beginn besuchten wir wie im vorigen Jahr den Stand von Weingut Axel Müller. Dort hat mir besonders der frische Grüne Veltliner gefallen und ebenso die Trilogie aus Burgunder (Weißburgunder, Grauburgunder und Spätburgunder), der eine feine Nase aus Eukalyptus aufwies. Der Chardonnay Spätlese trocken zählte ebenfalls zu den Favoriten der kleinen Auswahl. Alles in allem gute und günstige Weine für den Einstieg.

Eine kleine Neuentdeckung war das Weingut Klieber aus Hangen-Weisheim. Der Lagenwein Riesling Spätlese vom Eppelsheimer Felsen  ist zu dem Preis sehr überzeugend. Das Rotwein-Cuvée MeDoCa aus dem Jahrgang 2009 aus den drei Rebsorten Merlot, Dornfelder und Cabernet Sauvignon ist ein sehr eigenständige Wein mit vegetativen Noten, kräftig aber nicht schwer und fett.

Beim Weingut Bunn – Margaretenhof aus Nierstein überzeugte uns der Lagenriesling von Hipping, einer Lage am »Roten Hang«. Für knapp 10 Euro ab Hof allemal lohnenswert. Feine Melissen und Kräuteraromen machen richtig Spaß.

Die Lagenweine vom Weingut Wernersbach waren alle samt sehr überzeugend. Die Schreurebe vom Heßlocher Frauenberg kommt von richtig alten Reben und zwar aus dem Jahr 1944 stammen die Reben, so zusagen noch aus den Kindertagen dieser Rebsorte. Im Bouquet ist sie viel zurückhaltender als heutige Scheureben, aber dafür filigraner in den Aromen.

Die beiden Lagenrieslinge vom Heßlocher Mondschein und von der Kernparzelle Löwenberg des Bechtheimer Hasensprung sind hervorragende Riesling-Weine. Der Mondschein eine trockene Spätlse ist sehr filigran und mineralische Noten treffen auf dezente Aprikosen-Noten. Der Löwenberg Riesling ist komplexerm sehr ausgeprägte mineralische Würze udn etwas exotische Frucht.

Bei den ganzen rheinhessischen Winzern sind wir aber zum Glück noch beim kleinen und recht jungen Weingut Frank aus Württemberg stehen geblieben. Erst seit 2009 werden von der Familie Frank Flaschenweine vertrieben. Die württembergischen Rotweinreben Lemberger und Trollinger konnten uns zwar nicht begeistern, aber ihr frischer Grauburgunder und vor allem der trockene Traminer waren ein Genuss. Davon wollen wir versuchen auch welche in unser Sortiment aufzunehmen.

In der Hoffnung, dass 2013 wieder das Bockenheimer Depot zur Verfügung steht, sind wir dann am Samstag Nachmittag wieder gegangen und haben uns bei Kunzes Erben an der Bockenheimer Landstraße gestärkt.