Das Weingut Franz liegt in Appenheim zwischen Bingen und Mainz, in der so genannten rheinhessischen Toscana. Weingut Franz, kennen Sie nicht? Wir bis vor kurzem auch nicht. Das Weingut gehört sicherlich nicht bzw. noch nicht zu den bekannteren Weingütern aus Rheinhessen. Beim ersten Blick auf die Website denke ich mir als Grafikdesigner, dass hier jemand die Entwicklung verschlafen hat. Weder ist die Website aktuell noch ist das Design des Webauftritts oder das der Etiketten ansprechend.
Doch als uns Christopher Franz die Probeflaschen vorbeibrachte, die erste Überraschung. Die Etiketten haben nicht mehr den altbackenen Touch, wie er auf der Website zu sehen ist. Denn im Weingut Franz hat der Junior, Christopher, einen großen Anteil daran, dass man das kleine Weingut mit seinen rund 4 ha nun anders wahrnimmt. Während sich der Vater hauptsächlich der Arbeit im Weinberg widmet, liegt der Keller in seinen Händen sowie die Vertretung nach Außen. Eine neue Website soll übrigens den neuen, klassisch-modernen Etiketten folgen.
Die Weine
Bei den verkosteten Weinen haben wir auf Anhieb einige richtig spannende Exemplare gefunden. Der Rosé-Secco, »Fizzy« genannt, ist sicherlich für Leute interessant, die eigentlich keinen Wein trinken möchten, aber wir konnten damit rein gar nichts anfangen – dafür umso mehr mit den Weinen. Sein Sauvignon Blanc ist ein typischer Vertreter mit seinen grünen Noten und im Abgang mit einer schönen Portion weißem Pfeffer. Der »einfache« Riesling ist sehr fein, dezent in seinen Aromen und könnte für meinen Geschmack etwas mehr Kraft vertragen.
Aber der Silvaner »Kalkstein« 2010 ist eine Wucht. In der Nase finden sich feine Aromen von Wiese, Marzipan, Mandel und etwas Birnenkompott. Im Mund dann überraschend voll, mit weichem Mundgefühl, feine Kräuternoten und hervorragender Mineralität.
Ebenfalls direkt hat uns das Rotweincuvée Trois Deux, 2008 gefallen. Zu Beginn dominiert in der Nase die Frucht (Brombeee, Waldbeeren und etwas schwarze Johannisbeere). Nach einer Stunde nach dem Öffnen entfaltet er sich erst richtig und zur Frucht kommen etwas Rauch, Pfeffer, Speck, Vanille, aber auch Nelken und Veilchen. Die zwei Jahren im Barrique zeigen sich in weichen Holznoten, ohne aufdringlich zu sein. Im Mund weich und feine Tannine. Für einen Wein für um die zehn Euro empfehlenswert. Der Name entstand übrigens aus der Tatsache, dass zwei Rebsorten (Frühburgunder und Dornfelder) in drei Fässern ausgebaut wurden, also Trois Deux eben.
Hundertgulden – Revitalisierung einer Lage
Der sechste Wein, war der Riesling Hundertgulden. Gemeinsam mit anderen Winzern aus Appenheim will Christopher Franz diese Lage wieder zu ihrem gebührenden Renommee verhelfen. Dazu und zum Wein mehr in Kürze in einem eigenen Beitrag.
Nach der Verkostung bestätigt es sich, dass das Etikett, der Auftritt des Weingutes für den ersten Eindruck zwar wichtig ist, aber man dem Wein selbst immer die Chance geben sollte. Die gute Qualität zu fairen Preisen kann letztlich überzeugen.
Und um es mit Franz (Ferdinand) zu sagen: Doing Fine!