No Age – die neue Strategie der Whisky Destillerien

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No-Age-Abfüllungen, also Abfüllungen ohne Altersangabe sind im Kommen. Gerade halt der Weltmarktführer in Sachen Single Malts, Glenfiddich, eine neue Range angekündigt, die erstmals keine Rückschlüsse auf das Alter des Whiskys geben.
Ist es dem Boom geschuldet, durch den die älteren Fässer mehr und mehr ausgehen, und Whiskys immer früher auf den Markt kommen, um die Nachfrage zu decken oder der Wunsch nach schnellerem Profit? Vielleicht von jedem etwas. Immer mehr Destillerien, die früher noch klassische 10jährige oder 12jährige als ihr Basiswhiskys an den Markt brachten, gehen den Weg der No-Age-Abfüllungen. Phantasienamen oder Fasstypen sind nun die Unterscheidungsmerkmale.

Ist das verwerflich, dramatisch? Jein.

Wir haben es hier bei aller Beschaulichkeit der ein oder anderen Destillerie letztlich meist mit internationalen Konzernen zu tun, die ihren Profit steigern wollen. Somit sind solche Wendungen am Ende normal. Anderseits sind solche No-Age-Abfüllungen in der Regel etwas günstiger und bieten gerade Einsteigern oder Whiskyliebhabern mit nicht so prall gefüllten Geldbeuteln die Möglichkeit Whiskys zu kaufen. Und andererseits ist es eine Chance für unabhängige Abfüller, wie Dun Bheagan, The Whisky Chamber, James MacArthur, Alba Import oder Wemyss (die wir alle im Laden führen), gerade mit ausgewiesener Altersangabe, teils mit genauem Destillations- und Abfülldatum, den Ruf nach nachvollziehbaren Altersangaben zu befriedigen.

So haben wir uns auf unabhängige Abfüller spezialisiert, aber gleichzeitig haben wir solche No-Age-Whiskys mit im Sortiment, das ist für uns kein Widerspruch, sondern wir favorisieren die Vielfalt und Whiskys für unterschiedliche Kunden.
Denn letztlich entscheidet der Geschmack nicht das Alter.

Impressionen von »Aromenvielfalt von Single Malt Whisky«

Zum ersten Mal fand eine unserer Verkostungen in der Suppenbar Soupreme in Offenbach statt. Wir luden unsere Gäste ein mit uns die Aromenvielfalt schottischer Single Malt Whiskys zu erkunden und zu genießen. Single Malt Whisky besitzen eine ähnlich große Aromen-Bandbreite wie Weine. Angefangen von grassig-leichten, über fruchtig-aromatische bis hin zu maritim, rauchig-torfigen Whiskys ist alles möglich. Wie die Aromen entstehen, wie sich die Fasslagerung und wiesich  die Art der Fässer auf die Aromen auswirken erläuterten wir an Hand exemplarischer Whiskys.

Der Opener war der Speyburn 12, der mit seinen leichten, grasigen Noten ein leichter Einstieg war. An Hand von zwei Whiskys aus der Destillerie Isle of Jura – von der gleichnamigen Insel – zeigten wir anschaulich wie sich die Fässer auf den Geschmack auswirken. Während sich der 12jährige, der in einem Hogshead-Fass (amerikanische Eiche) 12 Jahre lagerte, durch frische, feinsalzige-zitrus Aromen auszeichnet, bekommt der 13jährige mit seinem St. Etienne Rum Cask-Finish eine vollmundige Fruchtsüße. Dun Bheagan, der Abfüller der beiden Whiskys, ist es gelungen, dass es trotzdem noch ein typischer Whisky ist und das ehemalige Rumfass nicht den Charakter des Whisky erschlägt.

Eine weitere Abfüllung von Dun Bheagan in der Runde war der Glenburgie, der in einem Pomerol-Fass von Chateau Palmer nachreifen konnte. Auch hier wirken die ehemaligen Rotweinfässer auf den Whisky ein. Wobei beim Finish, der Whisky, nicht die gesamte Zeit in einem solchen Fass lagert, sondern nur wenige Wochen oder Monate zum Abrunden in anderen Fässern gelagert wird. Hier haben wir es gerade den unabhängigen Abfüllern zu verdanken, dass es überhaupt möglich ist einen Whisky wie Glenburgie zu bekommen. Denn das meiste was in der mittlerweile hochmodernen Destillerie produziert wird geht in die bekannten Blends wie Ballantine’s und Teacher’s

Der 15jährige Tomatin, ein echter Highländer, überraschte mit seinen Kräuter- und Pfefferaromen. Die Brennerei gehört was die Jahresproduktion angeht zu eine der größten schottischen Destillerie, aber erst seit wenigen Jahren wieder werden die dort produzierten Single Malts offensiv beworben und auf dem markt angeboten. Auch hier geht das meiste in Blends. Sie war übrigens eine der ersten Destillerien in Schottland, die in japanischem Besitz ist.

Den Abschluss bildete der wie immer polarisierende Laphroaig, 10 Jahre. Dieser rauchige, aber vorallem maritim und medizinische anmutende Malt von der Insel Islay hat viele Fans, aber genauso viele, die ihn gar nicht mögen. Love it or hate it! Um zu zeigen wie sich die Fassgröße auch auf das Aroma auswirken kann, schenkten wir parallel noch den Laphroaig Quarter Cask aus. Je kleiner das Fass, desto mehr Whisky kommt mit dem Holz in Berührung und damit verkürzt sich die Reifezeit. Zuerst war er in normalen Hogshead-Fässern (ca. 250 Liter), dann reifte es in den kleineren Quarter Cask (ca. 125 Liter) nach. Dieser Malt ist nicht so sehr von den mediznischen Noten gekennzeichnet und fand an diesem Abend mehr Freunde.

So haben wir den Bogen gespannt von feinen und leichten Whiskys über vollmundigen zu den rauchig-torfigen Vertretern. Slainté!