»Das demokratische Weinbuch« von Rainer Balcerowiak

Am Wochenende bin ich in einem Frankfurter Buchladen über »Das demokratische Weinbuch« gestolpert. Ein Titel der neugierig macht. Am Wochenende habe ich das Büchlein verschlungen. Es ist kein Weinratgeber im klassischen Sinne, sondern enthält verschiedene Artikel, die sich mit Wein. Weinanbau und des Genuss als gesellschaftliche Frage annehmen. Denn Genießen und Wein wird immer noch häufig als eine Mischung aus bourgeoisen Allüren, Dekadenz und wichtigtuerischem Gehabe wahrgenommen und teilweise auch so dargestellt. Dazu trägt teilweise auch die Image- und Produktwerbung von Weinverbänden, Winzern und PR-Agenturen bei.

Genau hier setzte Balcerowiak, ein linker Weinautor, an und fordert zurecht eine Entelitarisierung als Voraussetzung für eine »demokratsiche Weinkultur«:
»Das heißt nicht, dass jeder Hartz-IV-Empfänger oder niedriglöhner ein staatliche finanziertes Kontigent an burgundischen Grand Crus und Großen Gewächsen aus dem Rheingau erhalten muss. Das bedeutet vielmehr, dass die Entwicklung und Förderung der Genussfähigkeit als Bildungsauftrag verstanden wird.«

In den Artikeln geht es aber auch um die »Geiz-ist-Geil«-Mentalität vieler in Deutschland, wenn es um Essen und Trinken geht, um die braune Geschichte der deutschen Winzergenossenschaften und auch eine Abrechung mit seinen Kollegen, den Weinjournalisten, und mit dem so genannten Wein-Papst Parker und seinem Bewertungssystem.

Witziger Weise wurde er nicht durch sein Eltrnhaus für guten Wein geprägt, sondern durch Bruno.
»Der stammte (wie ich auch ;-) ) aus dem Saarland und war trotz proletarischer Herkunft (Bergmanns- und Stahlwerkerfamilie) schon früh mit hervorragenden Weinen sozialisiert worden. Bereits als 19jähriger verfügte er über eine imposante Batterie
– nicht immer legal erworbener – mittlerweile leerer Flaschen, deren vormaliger Inhalt er in mehren Kladden säuberlich dokumentiert hatte.«

Das Büchlein ist im Heidelberger Mondo Verlag erschienen. Auf 128 Seiten geht es um unverkrampften Wein-Spaß und das Genießen ohne abgehobene Allüren. Absolut lesenswert für alljene, die sich einmal abseits der Trampelpfade der üblichen Weinratgeber dem Thema Wein und Genuss nähern möchten.