Funky Fire mit Tobias Knewitz

Vor zwei Wochen besuchten wir an einem Sonntag Morgen Tobias Knewitz vom Weingut Knewitz in Appenheim. Nach dem wir vorab zehn seiner Weine probieren konnten, waren wir im Grunde fast von jedem angetan waren. Schwierig war dann jedoch die Entscheidung, welche Weine wir gerne bei den Verkostungen vorstellen wollen. Da aber vom 2010er Jahrgang bereits viele gar nicht mehr erhältlich sind, wurde uns die Wahl etwas erleichtert. Unsere Wahl fiel zunächst auf drei Weine, den Chardonnay Gutswein, den Riesling Kalkstein und der Appenheimer Silvaner. Leider, leider war unser großer Favorit der Weißburgunder Kalkstein schon komplett ausgetrunken, hier müssen wir auf den neuen Jahrgang warten.

Bevor die Weine in unserem Kofferraum verschwanden und nun im Verkostungsraum stehen, führte uns Tobias noch durch das Weingut und in den Keller. Anschließend probierten wir noch einige aktuellen Fassproben des Jahrgangs 2011. Was da im neuen Jahrgang auf uns zu kommt, ist jetzt schon absehbar: eigenständige und charaktervolle Weine!

Bei Tobias kommen auch viele Weißweine in Holzfässer und 80 % der Weine sind spontan vergoren. Die reichhaltigen Kalkstein-Lagen um Appenheim geben den Weinen eine besondere mineralische Note.

Riesling Kalkstein 2010
In der Nase findet man würzigen Pfirsich und eine Spur Anis im Mund dann einen wunderbar fein-körnige Mineralität, weiches Mundgefühl. Ein Wein mit Wiedererkennungswert.

Weißburgunder Kalkstein 2010
Im Bucket hat man zunächst buttrig Aromen und wird an nasse Steine und Moos erinnert, dahinter folgt eine süße Frucht. Im Mund dann einfach nur wow! Schmelzig, würzig, und etwas Brioche, tolle Balance von Fruchtsüße und Mineralität.

Silvaner Appenheimer 2010
Die Aromen im Glas erinnern an Honig bzw. Honigmelone, Birne und Apfel. Beim Trinken kommt dann eine sandig anmutende Mineralität, etwas weißer Pfeffer und im Abgang Marzipan-Anklänge. Ein saftiger Silvaner mit einer Portion Schmelz im Mund. 

Chardonnay 2010
Der Gutswein-Chardonnay bietet viel Trinkspaß zu einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis. Der erste Eindruck, Kräuter, Minze und etwas nasse Steine ummantelt von einer feinen Fruchtsüße. Im Mund dann reife, saftige Birne.

Auf Knewitz sind wir durch die Empfehlung des Gault & Millau aufmerksam geworden, der bereits 2011, dem Weingut eine Traube verliehen hat:
»Dies ist der nächste Aufsteiger aus Appenheim, der bei Philipp Kuhn und Philipp Wittmann gelernt hat. Seine Silvaner sind mineralisch, komplex, geschliffen und zeigen bereits in der Basis eine pikante Würze.«

Und im Gespräch spürt man so richtig die Leidenschaft, das Feuer, mit dem der erst 21jährige über seine Weine und über seine Ziele spricht. Und sein Ziel ist nichts geringeres als an die Spitze der Weinerzeuger in Rheinhessen aufzusteigen. Das was wir bisher probiert haben hat uns gezeigt, dass die Basis hierfür schon ausgezeichnet ist.

Ein Jungwinzer der für seine Weine brennt und dazu ein feuriger Song von »The Aggrolites«: Funky, lebendig, feurig, aber auch mit einer »mineralischen« Stimme.

Franz – Doing Fine!

Das Weingut Franz liegt in Appenheim zwischen Bingen und Mainz, in der so genannten rheinhessischen Toscana. Weingut Franz, kennen Sie nicht? Wir bis vor kurzem auch nicht. Das Weingut gehört sicherlich nicht bzw. noch nicht zu den bekannteren Weingütern aus Rheinhessen. Beim ersten Blick auf die Website denke ich mir als Grafikdesigner, dass hier jemand die Entwicklung verschlafen hat. Weder ist die Website aktuell noch ist das Design des Webauftritts oder das der Etiketten ansprechend.

Doch als uns Christopher Franz die Probeflaschen vorbeibrachte, die erste Überraschung. Die Etiketten haben nicht mehr den altbackenen Touch, wie er auf der Website zu sehen ist. Denn im Weingut Franz hat der Junior, Christopher, einen großen Anteil daran, dass man das kleine Weingut mit seinen rund 4 ha nun anders wahrnimmt. Während sich der Vater hauptsächlich der Arbeit im Weinberg widmet, liegt der Keller in seinen Händen sowie die Vertretung nach Außen. Eine neue Website soll übrigens den neuen, klassisch-modernen Etiketten folgen.

Die Weine
Bei den verkosteten Weinen haben wir auf Anhieb einige richtig spannende Exemplare gefunden. Der Rosé-Secco, »Fizzy« genannt, ist sicherlich für Leute interessant, die eigentlich keinen Wein trinken möchten, aber wir konnten damit rein gar nichts anfangen – dafür umso mehr mit den Weinen. Sein Sauvignon Blanc ist ein typischer Vertreter mit seinen grünen Noten und im Abgang mit einer schönen Portion weißem Pfeffer. Der »einfache« Riesling ist sehr fein, dezent in seinen Aromen und könnte für meinen Geschmack etwas mehr Kraft vertragen.

Aber der Silvaner »Kalkstein« 2010 ist eine Wucht. In der Nase finden sich feine Aromen von Wiese, Marzipan, Mandel und etwas Birnenkompott. Im Mund dann überraschend voll, mit weichem Mundgefühl, feine Kräuternoten und hervorragender Mineralität.

Ebenfalls direkt hat uns das Rotweincuvée Trois Deux, 2008 gefallen. Zu Beginn dominiert in der Nase die Frucht (Brombeee, Waldbeeren und etwas schwarze Johannisbeere). Nach einer Stunde nach dem Öffnen entfaltet er sich erst richtig und zur Frucht kommen etwas Rauch, Pfeffer, Speck, Vanille, aber auch Nelken und Veilchen. Die zwei Jahren im Barrique zeigen sich in weichen Holznoten, ohne aufdringlich zu sein. Im Mund weich und feine Tannine. Für einen Wein für um die zehn Euro empfehlenswert. Der Name entstand übrigens aus der Tatsache, dass zwei Rebsorten (Frühburgunder und Dornfelder) in drei Fässern ausgebaut wurden, also Trois Deux eben.

Hundertgulden – Revitalisierung einer Lage
Der sechste Wein, war der Riesling Hundertgulden. Gemeinsam mit anderen Winzern aus Appenheim will Christopher Franz diese Lage wieder zu ihrem gebührenden Renommee verhelfen. Dazu und zum Wein mehr in Kürze in einem eigenen Beitrag.

Nach der Verkostung bestätigt es sich, dass das Etikett, der Auftritt des Weingutes für den ersten Eindruck zwar wichtig ist, aber man dem Wein selbst immer die Chance geben sollte. Die gute Qualität zu fairen Preisen kann letztlich überzeugen.

Und um es mit Franz (Ferdinand) zu sagen: Doing Fine!