Besuch bei der Kingsbarns Distillery


Kingsbarns ist eine von vielen neuen Brennereien, die die letzten 5 bis 6 Jahre in Schottland gegründet wurden. Die Entstehungsgeschichte ist jedoch eine ganz Besondere.

Die ursprüngliche Idee, hatte der ehemalige Golf Caddie, Douglas Clement. Es dauerte jedoch fünf Jahre von der Idee bis zur Eröffnung der Brennerei. Clement fasste 2009 die Idee unweit des St. Andrews Golf Courts eine Brennerei in einem alten Farmgebäude zu errichten. Zu Beginn hatte er nur einen Stapel Visitenkarten von seinen Kunden auf dem Golfplatz. Diese schrieb er an, damit diese sich an seinem Crowdfunding Projekt beteiligen sollten. Auch die schottische Regierung wollte sich finanziell an dem Projekt beteiligen. Dies stieß auf Interesse der Familie Wemyys, die bereits als Independent Bottler in der Whiskybranche einen Namen hatten. Zumal ein Vorfahre, der 7. Earl of Wemyss von 1759 bis 1783 einen Teil des Cambo Estate besaß. Clement verkaufte an die Wemyss Familie und wurde Direktor der Brennerei.

Im Jahr 2014 konnte dann die Produktion starten und seit kurzem ist auch der erste Single malt von Kingsbarns unter dem Namen – Dream to Dram – erhältlich. Der etwa 3,5 Jahre alte Whisky kam mit Verspätung auf den Markt, da das besondere Flaschendesign zu Verzögerungen führte.

Mit rund 140.000 Liter Jahresproduktion Rohalkohol ist es eine eher kleine Brennerei. Pro Woche werden etwa 24 Fässer produziert. Diese lagern jedoch nicht vor Ort, da es bisher kein Bonded Warehourse auf dem Gelände gibt.

Die Brennerei liegt im nordöstlichsten Winkel der Lowlands und produziert für die Region typisch fruchtigen und leichten Whisky, jedoch lediglich zweifach destilliert. Hauptsächlich werden ex-Bourbon-Fässer verwendet, dazu ein kleinen Teil ex-Sherry und ex-Wein-Fässern (STR-Casks).

Insgesamt wirkte aber die gesamte Brennerei irgendwie unwirklich und unecht. Allein, dass es im Gegensatz zu anderen Destillerien einfach nicht nach einer Whiskybrennerei roch. Es wirkte doch alle sehr clean. Und ich hab schon einige neue Brennereien besucht und würde sagen, es liegt nicht an der noch nicht vorhandenen Patina. Irgendwie sprang von der Destillerie nicht der Funke so richtig über, den Whisky mag ich jedoch sehr.

Wer sich beim Besuch nicht für Whisky interessiert, kann statt dessen auch eine geführte Gin-Tour machen. Denn seit dem bau der Brennerei wird dort auch der Darnley’s View Gin aus dem haus Wemyss produziert. Wer länger Zeit hat, kann auch die Gin School besuchen und an einem Tag seinen eigenen Gin produzieren und auch eine Flasche davon mitnehmen. Dabei wird in kleinen Brennblasen die eigene Rezeptur hergestellt.

Zur Stärkung vor oder nach einem Besuch dort gibt es ein kleines, feines Café mit Sandwiches, Suppen und Kuchen. Im Shop gibt es neben dem üblichen Merch, auch die Single Cask Whiskys und Blended Malts von Wemyss sowie einen Distillery-Only von Kingsbarns in Fassstärke.

»Harte« Fakten:
• Abfüllungen (2019): Dream to Dram und Distillery Only
• Produktion: 140.000–200.000 Liter/Jahr
• Fermentationszeit: 65 bis 85 Stunden
• 4 Stainless Steel Washbacks à 8.000 Liter
• 1 Mashtun
• 1 Wash Still (4.800 l) und 1 Spirit Still (4.500 l)
• Wasser aus einem Bohrloch aus den Tiefen der Sandsteinböden in der Region

Fotos u.a. Berit Abel & LP