Impressionen von der Whisky Fair 2011

Am Samstag den 14. Mai besuchten wir die Whisky Fair in Limburg, das größte Whisky-Event in Deutschland, wenn nicht sogar weltweit. Über 90 nationale und internationale Aussteller waren an diesem Wochenende vertreten und boten Liebhabern wie Einsteigern einen vielfältigen Querschnitt durch die Welt des Whiskys. Die rund 2000 Probiermöglichkeiten und über 6000 Besucher sind schon immer wieder beeindruckend. In diesem Jahr feierte die Whisky Fair ihr 10jähriges Veranstaltungsjubiläum und es war mein dritter Besuch.

Schottische Whiskys bilden den Schwerpunkt der Messe, aber auch seine Verwandten aus Irland, den USA, Japan, Indien, Schweden, Deutschland konnte man dort antreffen. Hinzu kamen noch einige Anbieter von Tequila, Rum oder anderen Spirituosen. Ergänzt wurde die flüssige Abteilung mit einem Chocolatier aus Braunfels, Kunst und Sammelgegenstände rund um Whisky.

Der Samstag ist für gewöhnlich etwa voller als der Sonntag, so dass man manchmal sich schon durch den Andrang durchzwängen muss. Manchmal ist es etwas anstrengend, wenn jemand nach dem er seinen Dram bekommen hat, noch ewig am Stand des jeweiligen Händlers oder der Destillerie stehen bleibt und somit für alle anderen Interessenten den Zugang blockiert.

Natürlich konnten wir gar nicht so viel probieren wie wir gerne wollten. So blieben beispielsweise die neuen Abfüllungen von Benriach, die Spring Release 2011 von Kilchoman sowie die neuen Arran-Abfüllungen ungekostet.

Den Beginn machten zwei Bladnochs. Der 8-jährige ist ein leichter schöner Sommerwhisky mit Wiesen- und Heu-Noten.

Der gemeinsame Stand von Whiskymax, Dun Bheagan und Glengoyne

Ein Schwerpunkt der Verkostung lag auf den Cask Finishes von Glengoyne sowie den neuen Abfüllungen von Dun Bheagan. Bei Glengoyne hat uns das Finish im La Nerthe-Fass (11 Jahre) überzeugt: Süßlich und mit viel Karamell und Trockenobstnoten, sehr fein und ausgewogen. Der Glengoyne im Claret-Fass dagegen kam wie eine kleine Bombe mit viel viel Holz, dunklen Früchten und etwas Bitterstoffen, die sich lange im Mund breit machen. Vor der nächsten Verkostung musste ich ordentlich mit Brot und Wasser neutralisieren. Auch der 17jährige Glengoyne mit einem Finish im Amontillado-Sherry-Fass ist lohnenswert.

Von den neueren Dun Bheagan-Abfüllungen haben wir folgende probiert:

  • Ardmore Barrel, 18 Jahre
  • Caol Ila Hogshead, 26 Jahre
  • Strathisla Petrus Gaia, 12 Jahre
  • Ledaig, 12 Jahre

Vor allem der Ardmore gefiel auf Anhieb durch seine Eigenständigkeit. Zuerst kommt dezenter Torfrauch, dann der Geschmack von Kompott von überreifen Äpfeln und eine große Portion Kräutertee. Abwechslungsreich und sehr empfehlenswert. Wird es sicherlich im Herbst auch bei uns auf einem Tasting geben. Der Ledaig ist ebenfalls sehr eigenständig und kommt mit einem ganz besonderen Geschmack, den ich noch nicht ganz einordnen konnte. Auch der Strathisla mit einem Finish in einem Fass Petrus Gaia war durch die Kombination von süßem Kompott und peffrigen Noten sehr fein.

Wir haben auch noch zwei Bruichladdichs aus der Micro Provenance Series – Calvados- und Olorosso-Finish – gekostet. Der Bruichladdich Calvados Finish 2004, 6 Jahre, empfand ich zu Beginn sehr sprittig. Nach einer Zeit im Glas kamen aber noch fruchtige Süße und Apfelnoten wie man sie mit Streuobstwiesen-Äpfeln in Verbindung bringt.

Am Stand der Frankfurter Whisky Spirits, gab es neben diversen Abfüllungen vor allem Whiskys von Edradour, dem unabhängigen Abfüller Signatory Vintage sowie von Ardberg an. Dort gönnte ich mir aus der großen Flaschen einen Ardbeg Rollercoaster. Wie der Name schon andeutet, fahren die Geschmacksnerven Achterbahn.

Gregor Haslinger von Whisk Spirits

Also alles in allem eine abwechslungsreiche Verkostung, die ergänzt wurde um Caol Ila Natural Cask, Caol Ila 26 Jahre von Dun Bheagan, Tuillbardine mit Banyuls Finish, einem Ben Nevis, 10 Jahre/1998 von James MacArthur.

Thomas Ide von Whisky Chamber

Das Publikum war wie immer bunt gemischt, von jung bis alt, vom Metall-/Punk-Outfit bis zum Anzug und die obligatorischen folkloristischen Kiltträger. Aufgefallen sind die uniformierten Whisky-Clubs mit ihren Club-Shirts. Ehrlich gesagt finde ich das ja ziemlich albern und erinnert mehr an Kegelclub-Ausflüge. Aber die Krönung war dann zu Lesen »Die Frauen der Whiskyfreunde Stadt XYZ« statt »Whiskfreundinnen Stadt XYZ«. Als ob Frauen kein eigenständiges Interesse an Whisky haben. So wenig Selbstachtung fanden wir schon erschreckend.