Mitten in Wick gelegen erinnert die Fahrt zur Destillerie, durch geschwärzte Fassaden an die Kulissen für Peaky Blinders und man würde sich nicht wundern wenn die Shelby Brüder plötzlich um die Ecke kämen.
Von außen wirkt die Brennerei Pulteney triste. Sobald man jedoch durch die kleine Kontortür eintritt, wird man nicht nur freundlich empfangen, sondern steht in einem schönen Visitorcenter mit einem urigen »Warteraum« für die Touren sowie einem sehr gemütlichen Tastingraum.
Der Whisky aus der Brennerei läuft übrigens unter dem Namen Old Pulteney. Zu verdanken haben wir das dem unabhängigen Abfüller Gordon MacPhail, der unter diesem Namen Whisky der Brennerei abfüllte, als diese nur Malt für die Blendindustrie (vor allem Ballantines) lieferte. Erst 1997 kam der erste Single Malt als Standardabfüllungen direkt von der Destillerie auf den Markt.
Wir wählten die Tour mit dem Tasting mit vier Drams. Bei der Tour konnte man übrigens überall fotografieren, was ich fleissig tat. Anders als bei Balblair, obwohl beide zum gleichen Konzern gehören.
Die Anlage ist noch im guten Sinne »old school«. Eine klassische Porteus Mill durfte dabei natürlich nicht fehlen. Die Mashtun hat einen kupfernen Deckel, was aber auf Nachfragen, einen rein ästhetischen Grund hatte.
Die Stills haben eine sehr ungewöhnliche Form, da man sie wegen der Enge bzw. niedrigen Decke des Gebäudes anpassen musste, wurde die Washstill einfach oben gekappt. So wirkt sie als hätte man eine alte Taucherglocke mit integriert. Aber auch die Spirit Still bzw. ihr Swan Neck ist aussergewöhnlich. Der Arm geht nach einem kurzen waagerechten Stück, senkrecht in die Tiefe. Danach geht der Dampf waagerecht in den Purifier, von dem ein Teil des Alkohols wieder in die Spirit Still zur Destillation zurückfließt.
Statt modernen Kondensatoren zum Herunterkühlen des Dampfes, setztman noch auf alte Worm Tubs im Freien mit Kühlung durch Wasser. Die beiden Rohre, durch die der Dampf durch die Worm Tubs fließt sind jeweils 90 Meter lang.
Zu letzt machte die Destillerie von sich reden, weil sie zusammen mit der Stadtverwaltung ein Projekt für die Nutzung der bei der Destillation entstehenden Abwärme ins Leben rief. Die Wärme soll für rund 1.500 Haushalte ausreichen.
Bevor es dann zum abschließenden Tasting ging, geht die Tour in eines der großen Lagerhäuser. Kein klassisches Dunnage Warehouses, sondern hohe gemauerten Hallen, in denen die Fässer auf Stahlracks bis zu 8 oder 9 Lagen übereinander gestapelt sind.
Der Tastingroom ist wirklich wie eine kleine gemütliche Bar eingerichtet. Zu Beginn gibt es einen kleinen Film, der aber zum Zeitpunkt unseres Besuches alles andere aktuell. Im Film wurde zum Beispiel der 17 Jahre alte Old Pulteney besprochen, der aber mittlerweile vom 18 jährige in der Range ersetzt wurde. Man kann sich den Film gerne sparen, da er mehr verwirrt als weiter hilft. Mit den vier zu verkostenden Whisky bekam man einen guten Überblick über die Range der Brennerei. Neben drei Standards gab es auch den einzigen leicht rauchigen Malt, der exklusiv für Travel Retail abgefüllt wurde. Wem das zu viel ist, kann auch das normale Tasting mit »nur« zwei Malts buchen. Driver-Sets kann man auf Anfrage bekommen.
Mein Whisky-Highlight war der 21jährige handfilled Old Pulteney, den ich mit genommen hatte.
Aber wenn man mal schon in der nördlichen Ecke Schottlands ist oder auf dem Weg zu den Orkneys, sollte man die Brennerei auf jeden Fall mit nehmen. Der Besuch lohnt sich.
Harte Fakten
• Fermentation: 52 Stunden
• Produktion an Rohalkohol pro Jahre 1,8 Millionen Liter
• 6 x stählerne Washbacks mit je 35.000 Liter
• 1 Wash Still ( 13500 l) und 1 Spirit Still (17343 l)
• Non-peated Malt
Filling Station – Hier wird der New Make in die Fässer gefüllt