Schwur auf die Qualität – Weine von Daniel Brand

Daniel Brand aus dem pfälzischen Bockenheim hat uns mit seinen ersten Weinen gleich von Beginn an mit seinem Schwur auf die Qualität überzeugt. Seine Etiketten tragen eine stilisierte Schwurhand, eine Anlehnung an ein Relief an der Bockenheimer Martinskirche.

Er selbst sieht darin eine Vermittlung des Vertrauens. »Der Weinfreund kann also sicher sein, dass der Wein in der Flasche von hervorragender Qualität, die Produktion gewissenhaft und nachhaltig verlaufen, dass naturnaher Ausbau erfolgt, und dass jeder Jahrgang individuell und einzigartig ist.«

Da wir uns zunächst einmal nur von einem, dem ersten Jahrgang überzeugen konnte, ist es zunächst ein Versprechen, das aber durch die ersten Weinen bereits auf einem gelungenen Fundament steht. Vom Jahrgang 2011 füllte Daniel Brand einen Riesling aus der Lage Klosterschaffnerei und eine Scheurebe ab.

Der Riesling hat sehr komplexe Aromen, in der Nase finden man Melone, reife Äpfel aber auch einen Hauch Stachelbeere. Im Mund überrascht er posititv mit einer feinen Mineralität und langen Abgang sowie samtigem Schmelz. Die Mineralität und der Schmelz sprechen für Kalkstein-Vorkommen in dieser Lage. Beim Weinwettbwerb Mundus Vini erhielt er hierfür eine Silbermedaille.

Als Essensbegleiter ergänzt er gut Speisen mit hellen Saucen, harmonisiert zmit Kalbfleisch aber auch mit vielen Fischgerichten.

Adieu Sauvignon Blanc
Nun zu unserem Favoriten. Wir selbst sind – entgegen dem Trend – keine unbedingten Fans von Sauvignon Blanc aus Deutschland. Vielfach finden wir  bei viele Sauvignon Blancs zu wenig Ausgeglichenheit, eine zu dominate Säure, die einen zu schnell »satt« macht. Oft hat man nach einem Glas dann genug davon. Und schaut man sich an was Daniel aus seinen Scheureben herauskitzelt, fragt man sich ob man überhaupt Sauvignon Blanc benötigt. War Scheurebe lange nur als süß ausgebaute Weine auf dem Markt, so zeigen immer mehr Winzer was diese Rebe an herrlichen Aromen preis gibt, wenn man sie trocken ausbaut. Denn die Aromen, für die der Sauvignon Blanc steht, finden sich ebenso gut in der Scheurebe.

In der Nase zu erst grüne Paprika, Stachelbeere und Johannisbeere, aber auch etwas weißer Pfeffer. Im Mund dann frische und fruchtige Aromen von Melone. Die Mineralik bleibt lange und gibt dem Wein Rückgrat, trotzdem ein hervorragender Wein mit geringem Trink-Widerstand, der einfach Spaß macht. Solo oder hervorragend zu asiatischem Essen.

In Kürze wird es seine Scheurebe auch bei uns geben.

Shy Guy aka der Typ mit der Scheurebe
Daniel haben wir noch nicht persönlich kennen gelernt, aber spontan fiel mir zur wunderbaren Scheurebe, der Ska-Punk-Song von Nguru ein. Daniel nicht als scheuer Typ, sondern als der Typ mit der Schreurebe. Seine Weine gehen wie dieser Song nach vorne und haben richtig Power.
 

 

Wild Thing – Riesling vom Lubentiushof an der Mosel

Lubentiushof? Noch nie gehört? Kein Wunder, Andreas Barth ist eher durch seine Tätigkeit als Kellermeister beim Weingut Von Othegraven – im Besitz von Günter Jauch – bekannt. Aber gemeinsam mit seiner Frau führt er bereits seit 1994 den Lubentiushof an der Terrassenmosel.

Spontan steht dabei für spontan vergorenen Wein. Statt der Verwendung von Reinzuchthefen, lässt man die im Keller existierenden Hefen – wilde Hefen – ihre Arbeit tun. So ist die Begrüßung im wahrsten Sinne wild und ungestüm. In der nase ein wilder Ton, wie im Keller gelagerte Äpfel und Pfirsiche, hinzu kommen mineralische Komponenten und eine würzige Note, die mich an Mohnbrötchen erinnert. Im Mund packt er fest zu, guter Gripp, animierende Säure und wieder Pfirsich, im Abgang dann eine leichte Bitterkeit einer Grapefruit. Er ist ungestüm, wild, aber einnehmend und begeisternd.

Oder wie Stuart Pigott es ausdrückte:
»Für Moselsüchtige wie mich ist es nur das Funkige eines noch jugendlichen Weins, der im Keller nicht unnötig manipuliert wurde. In Verbindung mit wunderbaren Aromen wie hier (schwarze Johannisbeeren und weiße Pfirsiche) ist es für mich einfach funkadelic! Dieser Wein ist trocken und schmeckt trotzdem wunderbar saftig, spritzig und ungemein erfrischend. Er kurvt mit einer gefährlichen Geschwindigkeit aus der Flasche ins Glas und von direkt in den Mund; Qualität! Der Preis ist auch sehr fair …«

UPDATE: Den Spontan gibt es nun auch bei uns im Ladensortiment!

Und als Soundtrack zum Wein natürlich der Klassiker von The Troogs – Wild Thing

Impressionen von »Die nächste Generation Vol. 2«


Jonas Kiefer (Mitte) berichtet von seiner Arbeit als Winzer

Die Fortsetzung unserer Verkostungsreihe »Die nächste Generation« am 11. März war wieder ein voller Erfolg. Das Interesse an der nächsten Generation von jungen Winzern ist ungebrochen. Sechs dieser jungen Talente und je einen ihrer Weine präsentierten wir an diesem Abend im Soupreme in Offenbach. Ihre Weine zeigen, dass neue Wege eingeschlagen werden und dabei eigenständige und charaktervolle Weine entstehen. Mit Jonas Kiefer und David Spies waren zwei der Winzer anwesend und berichteten von ihrer Arbeit und ihren Weinen. Den Start machte der frische SCHEU vom Weingut Kiefer aus dem Jahr 2010, der zeigt dass eine trocken ausgebaute Scheurebe eine Alternative zu Sauvignon Blanc sein kann.

Darauf brachen wir gleich mit zwei Weinen eine Lanze für die immer noch etwas unterschätzte Rebsorte Silvaner. Durch auf Masse ausgerichtete 08/15-Weine in Verruf gekommen, zeigen die Weine der Winzer, dass das entscheidende nicht nur die rebsorte ist, sondern das was ein Winzer aus ihr macht. Klasse statt Masse gilt auch beim Weinbau. Mit dem Silvaner Kalkstein vom Weingut Franz aus Appenheim begann unser kleiner Beitrag für die Rehabilitierung des Silvaner. In der Nase finden sich feine Aromen von Wiese, Marzipan, Mandel und etwas Birnenkompott. Im Mund dann überraschend voll, mit weichem Mundgefühl, feine Kräuternoten und hervorragender Mineralität.

Der zweite Silvaner – von der Lage Pfaffenmütze – stammte von David Spies aus Dittelsheim-Heßloch. Im Bouquet zunächst nur zarte Apfelaromen und im Hintergrund kommt eine ganz dezente rauchige Note mit. Im Mund ist er sehr saftig und kombiniert Apfelmus mit ein wenig weißem Pfeffer.

Nach der Pause überraschte der knackig-grüne Sauvignon Blanc vom Weingut Sonnenberg die Gäste. Exotische Früchte, aber auch vegetative Noten nach frischen grünen Erbsen, dazu eine packende Säure.

Dass Riesling nicht gleich Riesling ist zeigten die beiden letzten Weine der Verkostung. Nicht gegeneinander, sondern nebeneinander im Vergleich ließen wir den Riesling Kalkstein vom Weingut Knewitz und den Riesling – Kallstadter Saumagen vom Weingut Fleischmann antreten. Von letzterem konnte wir leider nur noch eine Kiste bekommen. Und die restlichen Flaschen gingen direkt an unsere Gäste. Beide Rieslinge waren sehr unterschiedlich. Während der Riesling von Knewitz von den Appenheimer Kalkböden und der dadurch besonderen Mineralität geprägt ist, überzeugte der Saumagen Riesling mit seiner vollen Frucht und war eher einer Spätlese ähnlich.

Vielen Dank an unsere Gäste und wir freuen uns schon im herbst auf die 3. Auflage von »Die nächste Generation«

Vielen Dank an Jitka für die Fotos!

Südpfalz-Power – Weine von Peter Siener

Die Weine von Peter Siener haben mich wirklich ganz und gar eingenommen. Gleich ob es der »kleine« Riesling oder die Lagenweinen sind. Der Riesling »Rotliegend« mit seiner Nase von Honig, Süßholz, gemahlenem Ingwer und dezenten Apfelnoten ist im Mund sehr fein und kombiniert die Apfel mit den Honigaromen. Der Schiefer Riesling Kastanienbusch verbindet in der Nase Apfel, Quitte und an Moos erinnernde Aromen, während im Mund eine aromatische Säure mit steinig-mineralischen Noten vorherrscht. Ein sehr langer Abgang macht die Sache rund.

Der goldgelbe Riesling Taschberg vom Kastanienbusch setzte dann aber noch einen drauf. Im Glas kommen Birne, Honig, dezent aber auch Lemone und Rauch zusammen. Im Mund breitet sich die volle und frische Frucht aus ohne süß zu sein. Der Abgang bietet eine lange Würzigkeit und Mineralität.

Der Weiße Burgunder vom Mandelberg war unser Favorit. Blumige Aromen, Brioche und süßer Apfel finden sich im Bouquet während im Mund die typischen Weißburgundervorzüge exzellent herauskommen, schmelzige Mineralität, weiches Mundgefühl, welches von einem angenehmen Spritzer Säure als Starter eingeleitet wird.

Neben diesen vier Weißweinen hatte uns Peter Seiner auch zwei seiner Rotweine mitgeschickt. Ebenfalls vom Kastanienbusch einen Spätburgunder aus dem Jahrgang 2008, der mit vollen Brombeeren- und Holunderaromen, aber auch mit etwas Tabak die Nasenhöhlen ganz für sich einnimmt. Im Mund kommen zur Frucht noch feine medizinischen Noten hinzu, wie ich sie sonst eher von einem Laphroaig kenne.

Peter Siener gehört wie Boris Kranz zum Winzer-Zusammenschluss »Südpfalz Connection«.

Die Musik von The Mighty Mighty Bosstones passt für mich hervorragend zu den Weinen von Peter Siener. Abwechslungsreich, mit Kraft und nach vorne gehend, aber auch filigran, dazu die »mineralische« Stimme des Sängers – perfekt!

Weine aus dem Land der Affen – Weingut Kranz

Es ist nun schon eine gewisse Zeit her, dass wir die Weine vom Weingut Kranz aus der Südpfalz probiert haben. Nun zwar mit Verspätung, aber im Grunde immer noch aktuell unsere Verkostungsnotizen. In den 70er Jahren wurde das Weingut von den Eltern begründet und heute werden rund 17 ha Weinberge, 60% Weißwein und 40% Rotwein, bewirtsschafte. Das Weingut Kranz ist im wahrsten Sinne ein Familienunternehmen, denn die Weinberge werden ausschließlich von der Familie gehegt und gepflegt – vom Anbau bis letztendlich zur Abfüllung der Weine liegt alles in einer Hand. So entstehen eigenständige und charaktervolle Weine, die das Terroir schmecken lassen. Mittlerweile ist das Weingut für seine Weinqualitäten in den Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) aufgenommen worden.

Für die Anfrage nach Probeflaschen waren zwei Dinge ausschlaggebend, einerseits die Verwendung, der mit bis dahin mir unbekannten, Rebsorte Dunkelfelder und das Engagement von Boris Kranz um die Lage Ilbesheimer Kalmit.

»Einmalig in der Pfalz ist das Terrain der kleinen Kalmit – ein Hügel, entstanden während der Absenkung des Oberrheingrabens des Tertiär. Landschneckenkalk, Mergel, Löß, Gehängelehm – diese Bodenbeschaffenheit, gepaart mit optimalen mikroklimatischen Bedingungen, erlaubt unseren Trauben ausgiebig Sonne und Kraft zu tanken. Durch die Exposition der Hanglage nach Süden speichert das poröse Kalkgestein tagsüber die Wärme und gibt diese an die Reben ab. Dadurch finden spät ausreifende Rebsorten wie der Riesling hier ideale Voraussetzungen um, besonders gut zu gedeihen. Die Wurzeln der Reben können in den verwitterten, porösen Kalkstein besonders gut eindringen. So entstehen Weine, die von der Mineralik ihres Ursprungs geprägt sind.«

Der Ortswein »Ilbesheimer Riesling sandiger Lehm 2010« besticht durch rassige Mineralität und feine Aromen von Pfirsich und Aprikose sowie etwas Apfelkompott in der Nase. Im Mund dominiert die mineralische Struktur.

Der Riesling von der »Ilbesheimer Kalmit 2009« überraschte uns in der Nase mit Aromen von weißem Pfirsich, frischen Gartenkräuter aber auch Anis und Fenchel. Im Abgang ist er lange, bleibt aber trotzdem elegant. Am Ende kommt etwas weißer Pfeffer hinzu.
 

Der »Ilbesheimer Silvaner« bringt zunächst eine feine Zitrusnote mit, dann kommen grüne Noten von frischen Kräutern und Mandelaromen. Im Mund erhält man eine kräftige Würze und Erdigkeit. Der »Weißburgunder« von Kranz ist in der Nase etwas zurückhaltend, im Mund hat er dann jedoch eine prägnante Melange von Schmelz, Säure, Würzigkeit und Fruchtsüße.
 

Neben den vier Weißweinen gab es auch zwei Rotweine.
Der erste war »August Hugo 2008« ein Cuvée aus jeweils 50% Spätburgunder und Dunkelfelder. Namensgeber des Wein ist übrigens der Großvater von Boris Kranz. Im Glas strömten uns dunkle Früchte, vor allem Pflaume entegegen, im Mund kommen noch Röstaromen und harmonische Tanine hinzu.
Mein eigentlicher Favorit der Probe ware der »Kranz 2.0« aus dem Jahrgang 2009, einem Cuvée aus den gleichen Rebsorten aber im ersten Moment könnte man ihn von der nase her mit einem südfranzösischen Wein verwechseln. Schwarze Kirschen, Kräuter und Aromen von Rauchspeck sowie Holz dominieren. Das Mundgefühl ist sehr weich und im Geschmack wieder die Kirschen und tolle Holzaromen.

Neben der Schaffung seiner charaktervollen Weine engagiert sich Boris Kranz auch in der Südpfalz Connection, einem Zusammenschluss mit den Winzerkollegen Peter Siener, Klaus Scheu, Sven Leiner und Volker Gies um den Gräfenhauser Edelburgunder. Es war einst einer der wertvollsten Weine aus Deutschland, der völlig in Vergessenheit geraten war, und nun wieder zu neuem Leben erweckt.

Zunächst dachte ich an den begleitendenden Song »We are family« von Sister Sledge, dann erinnerte ich ich jedoch an die Bookstore-Session von Mumford & Sons. Der Song und die Stimme des Sängers sind rauh und doch schmelzig, Country-Anklänge und doch filigran, ruhig und doch intensiv. »Little lion Man«, wobei ein Bezug zum Ilbesheimer Affen, der auch die Flaschen schmückt noch passender wäre. Ein authentischer Song zu authentischen Weinen.