Wein der Woche: Scheurebe rockt – Weingut Brandt aus Rheinhessen

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Markus Brandt aus Rheinhessen ist eher ein junger Stiller, als ein junger Wilder, seine Weine haben es aber in sich. Man könnte auch sagen in der Ruhe liegt die Kraft.

Davon zeugt auch die 2013er Scheurebe. Im Glas ist sie erst etwas verschlossen, dann kommen Aromen zum Vorschein, die an Lavendel, Kräuter und Rosenblüten erinnern, dazu eine kräftige Apfelnote und ganz dezente Anklänge von exotischer Frucht. Die mediterranen Kräuter versetzen einen aromatisch in die Provence. Im Mund bleiben die Kräuternoten in der Balance zur Fruchtsüße und werden umspielt von einer geilen Säure. Der Wein ist Trinkspaß pur. Ob im Sommer auf der Terasse/Balkon, ob auf der Gartenparty mit Freunden oder als Essensbegeleiter, dieser Wein macht einfach Spaß und der geringe Trinkwiderstand lässt einen schnell eine zweite Flasche öffnen. Im Abgang kommt noch etwas leicht harziges, fast rauchiges dazu, was dem Wein eine gute Tiefe verleiht. Da der Wein spontan vergoren wurde, ist er zunächst etwas verschlossen. Lässt man ihm etwas Zeit im Glas, gerne auch ein großes Rotweinglas, dann entfalten sich nach und nach die Aromen.

Der Wein des stillen Winzers rockt im Mund und das ist das Wichtigste!

Bei uns im Laden: Scheurebe 2013 (0,75 l) 7,80 Euro (1 l = 10,40)

Gelber Muskateller 2013 vom Weingut Pfirmann ist angekommen!

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Letztes Jahr war es der Renner im Sommer – Gelber Muskateller vom Weingut Pfirmann. Der Gelbe Muskateller ist eine Bukettsorte, also eine Rebsorte, die durch intensiven Duft und Fruchtaromen gekennzeichnet ist. Hat man den Wein vom Weingut Pfirmann im Glas strömen einem exotische Früchte, die an Litschi und Zitronen erinnern entgegen. Dahinter stecken aber auch noch würzig-minderalische Noten. Im Mund harmonisieren Säure und exotische Fruchtaromen (Litschi und Pfirsisch) hervorragend. Ein ganz feine Brise Muskat und salzig anmutende Mineralik geben einen guten Abgang. Und, um es deutlich noch mal zu sagen, der Wein ist trocken ausgebaut und nicht als Dessertwein. Er ist ein spritziger, sommerlicher und erfrischender Wein. Ideal als Aperitif und verträgt selbst intensive Salatdressings, so dass er ein guter Speisenbegleiter für sommerliche Salate ist.

Jürgen Pfirmann hat bei einem Praktikum in Österreich seine Vorliebe für die dort weiter verbreitete Rerbsorte entdeckt. In Deutschland sind gerade mal 0,2 % (ca. 200 ha) der Gesamtrebfläche an weißen Rebsorten mit dieser Sorte bepflanzt. Auch wenn immer mehr Winzer in den letzten Jahren Gelben Muskateller pflanzten, bleibt er gewissermaßen ein Exot. Der Muskateller von Pfirmann gehört in Deutschland zu den besten seiner Art, vor allem auch durch das günstige Preis-Genuss-Verhältnis.

Die Pfirmanns setzten bei ihren Weinbergen auf naturnahen und möglichst schonenden Weinbau:
»Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, einen nachhaltigen Weinbau zu betreiben und eine intakte Natur und Kulturlandschaft zu pflegen. Bewuchslenkung im Unterstockbereich statt Unkrautvernichtung, die Einsaat von Kräutermischungen und das Unterarbeiten durch Ackern, das alles sind Entscheidungen für einen lebendigen Boden.«

Gelber Muskateller 2013
Weingut Pfirmann (Pfalz)
7,80 Euro (0,75 l)
(1 L = 10,40 Euro)

99mal Offenbach und 4mal Wein – Lesung mit Wein

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Bei einem Essen in der weinstube haben wir Uwe Kauss getroffen und beim Gespräch war schnell klar, lass uns etwas zusammen machen. Sein Buch »Neunundneunzigmal Offenbach« erschien Ende 2012 und es gab bereits einige Lesungen, doch statt einer »normalen« Lesung wollten wir die Geschichten aus und über Offenbach mit einigen Weinen kombinieren. Und welcher Ort wäre dazu passender, als der an dem die Idee entstand ist, in der weinstube.

Passend zu den Geschichten wählten wir insgesamt vier Weine aus, die über den Abend die Begleitung für lustiges, bemerkenswertes, historische und aktuelles aus Offenbach darstellten. Uwe Kauss, der nicht nur Autor des Buches ist, sondern auch als Weinjournalist u.a. für wein-plus tätig ist, stellte die Aromen der Weine in den Zusammenhang mit dem Erzähltem. Die Eröffnung war der Gelbe Muskateller vom Weingut Pfirmann aus der Pfalz. Als Exot, lediglich 200 ha Deutschlandweit, passt mit dem Spiel von exotischer Süße, spritziger Säure und herber Mineralik zu den verschiedenen Facetten der Stadt.

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Und bei Wein und Offenbach, dann darf natürlich auch der Wein aus der Stadt nicht fehlen. Ja, hier gibt es Weinbau. Das »Weingut« Gibbert liegt am Main in Rumpenheim und wurde 1998 gegründet. Wolfgang Gibbert stammte aus Zell von der Mosel aus einer Weinfamilie, doch aus beruflichen Gründen verschlug es ihn nach Offenbach. Durch den Kauf eines Flurstückes mit dem Namen »In den Weingärten« wurde er neugierig und recherchierte. Im Stadtarchiv erfuhr er, dass dieser Grund als Weingarten im Jahr 770 dem Kloster Lorsch geschenkt wurde.

Ich, Gunthard, mache im Namen Gottes eine Schenkung an den heiligen Märtyrer Nazarius, dessen Leib im Kloster Lorsch ruht dem, wie bekannt, der ehrwürdige Gundelant als Abt vorsteht. Die Übergabe erfolgt nach meinen Wunsch für immer und, wie ich  ausdrücklich betone, aus freien Stücken. Ich schenke im Maingau, und zwar in Rumpenheim, einen Weingarten.Urkund dessen nachstehende Fertigung.
Geschehen im Kloster Lorsch am 1. Juni im 2. Jahr des Königs Karl (Karl der Große 768 bis 814)

Da hier kein ausgewiesenes Weingebiet ist, darf jeder nur als Privat- oder Versuchsanbau 99 Rebstöcke setzen. Wolfgang Gibbert und sein Sohn konnten so insgesamt 198 Reben pflanzen. Gepflanzt wurde Müller-Thurgau oder auch Rivaner genannt, wie es auf dem Etikette zu lesen ist. Jeder Jahrgang bekommt ein Etikett mit wechselnden, historischen Motiven aus Offenbach und der Region. Allein von der Rebsorte hatte er es schwer sich gegen den aromatisch viel lauteren Muskateller durchzusetzen, aber ein sauberer Rivaner und das nicht nur wegen des Lokalkolorit.

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Zur Pause gab es dann einen Riesling vom aufstrebenden Jungwinzer Jens Windisch vom rheinhessischen Weingut Werther-Windisch. Hier konnten die Gäste gut nachvollzehen, wie sich der Wein nach und nach im Glas entwickelte, wie der zunächst etwas verschlossene Charakter sich nach und nach öffnete und schöne Zitrusnoten sich mit mineralischen Aromen verbanden.

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Den Abschluss machte eine geschichte um die Hunde-Metzgerei im Nordend. Nein, hier werden keinen Hunde geschlachtet, sondern hier werden solche Spezialitäten für den besten Freund des Menschen, wie Pansen, Magen oder ein einfacher Knochen zubereitet und zum Verkauf angeboten. Und wenn schon Metzgerei, dann dachte wir, dass ein Wein vom Weingut Metzger aus der Nordpfalz sicherlich ein guter Begleiter zu dieser Geschichte und zum Ausklang wäre. Nach so viel Weiß, sollte es auch mal ein Roter ins Glas schaffen und zwar ein Merlot. Ein vollmundiger Wein mit Aromen, die einerseits an dunkelrote Früchte aber auch Schokolade erinnern, dazu ein samtiges Mundgefühl. Ein Wein, der den Übergang zum gemütlichen Ausklang in der weinstube einleitete.

Alle Weine bis auf den Rumpenheimer Wein von Gibbert, gibt es in unserem Sortiment.

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Schwur auf die Qualität – Weine von Daniel Brand

Daniel Brand aus dem pfälzischen Bockenheim hat uns mit seinen ersten Weinen gleich von Beginn an mit seinem Schwur auf die Qualität überzeugt. Seine Etiketten tragen eine stilisierte Schwurhand, eine Anlehnung an ein Relief an der Bockenheimer Martinskirche.

Er selbst sieht darin eine Vermittlung des Vertrauens. »Der Weinfreund kann also sicher sein, dass der Wein in der Flasche von hervorragender Qualität, die Produktion gewissenhaft und nachhaltig verlaufen, dass naturnaher Ausbau erfolgt, und dass jeder Jahrgang individuell und einzigartig ist.«

Da wir uns zunächst einmal nur von einem, dem ersten Jahrgang überzeugen konnte, ist es zunächst ein Versprechen, das aber durch die ersten Weinen bereits auf einem gelungenen Fundament steht. Vom Jahrgang 2011 füllte Daniel Brand einen Riesling aus der Lage Klosterschaffnerei und eine Scheurebe ab.

Der Riesling hat sehr komplexe Aromen, in der Nase finden man Melone, reife Äpfel aber auch einen Hauch Stachelbeere. Im Mund überrascht er posititv mit einer feinen Mineralität und langen Abgang sowie samtigem Schmelz. Die Mineralität und der Schmelz sprechen für Kalkstein-Vorkommen in dieser Lage. Beim Weinwettbwerb Mundus Vini erhielt er hierfür eine Silbermedaille.

Als Essensbegleiter ergänzt er gut Speisen mit hellen Saucen, harmonisiert zmit Kalbfleisch aber auch mit vielen Fischgerichten.

Adieu Sauvignon Blanc
Nun zu unserem Favoriten. Wir selbst sind – entgegen dem Trend – keine unbedingten Fans von Sauvignon Blanc aus Deutschland. Vielfach finden wir  bei viele Sauvignon Blancs zu wenig Ausgeglichenheit, eine zu dominate Säure, die einen zu schnell »satt« macht. Oft hat man nach einem Glas dann genug davon. Und schaut man sich an was Daniel aus seinen Scheureben herauskitzelt, fragt man sich ob man überhaupt Sauvignon Blanc benötigt. War Scheurebe lange nur als süß ausgebaute Weine auf dem Markt, so zeigen immer mehr Winzer was diese Rebe an herrlichen Aromen preis gibt, wenn man sie trocken ausbaut. Denn die Aromen, für die der Sauvignon Blanc steht, finden sich ebenso gut in der Scheurebe.

In der Nase zu erst grüne Paprika, Stachelbeere und Johannisbeere, aber auch etwas weißer Pfeffer. Im Mund dann frische und fruchtige Aromen von Melone. Die Mineralik bleibt lange und gibt dem Wein Rückgrat, trotzdem ein hervorragender Wein mit geringem Trink-Widerstand, der einfach Spaß macht. Solo oder hervorragend zu asiatischem Essen.

In Kürze wird es seine Scheurebe auch bei uns geben.

Shy Guy aka der Typ mit der Scheurebe
Daniel haben wir noch nicht persönlich kennen gelernt, aber spontan fiel mir zur wunderbaren Scheurebe, der Ska-Punk-Song von Nguru ein. Daniel nicht als scheuer Typ, sondern als der Typ mit der Schreurebe. Seine Weine gehen wie dieser Song nach vorne und haben richtig Power.